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AutorenbildElternReiseZeit

14. Oaxaca - die Erde bewegt sich

Aktualisiert: 8. Apr. 2023



Langsam müssen wir uns Gedanken machen, wie wir zurück nach Cancun kommen denn von dort werden wir zurück nach Hause fliegen. Von Huatulco, wo wir jetzt gerade sind, bis nach Cancun sind es 1500km. Dafür haben wir auf dem Weg hierher eine ganze Woche gebraucht weil wir nicht mehr als einen halben Tag im Bus mit dem Kleinen verbringen wollten, entscheiden wir uns diesmal für einen Inlandsflug von Oaxaca nach Cancun, da er deutlich schneller und günstiger (ca. 140€ für alle drei) ist. Dafür fahren wir mit dem Bus von Huatulco erstmal nach Salina Cruz für einen Zwischenstopp und dann nach Oaxaca. Von dort wird der Flug dann gehen. Den direkten Weg von der Pazifikküste nach Oaxaca mit einem Colectivo wollten wir auch nicht nochmal nehmen denn der ist Brutal kurvig, der Colectivo zu eng und Samu verträgt das nicht so gut, wenn er nicht der Fahrer ist. Letztes mal hat er auf den letzten zehn Kilometern eine Tüte vollgekotzt.


Der Weg von Huatulco nach Salina Cruz ist auch nicht gerade chillig. Die Straße ist eng die Kurven noch enger und der Bus fährt so schnell, als wäre der Busfahrer ein ehemaliger italienischer Motorradfahrer, von denen man behauptet, dass sie um die Kurve sehen können. Schon kurz nach dem Start muss Samu zur Toilette rennen, das ist ihm zu viel, zum Glück war sie nicht besetzt. Später noch ein mal. Die Fahrt dauert ca. vier Stunden und nur kurz vor Salina Cruz hören die Berge auf. Samu macht sich bereits Sorgen wegen der knapp sieben stündigen Strecke Morgen nach Oaxaca.


Stadtmarkt und Zwischenstopp in Salina Cruz

Wir kommen in Salina Cruz an einem Freitag an und seit Huatulco wissen wir, dass dieser besonders gefeiert wird. Als wir den ADO-Busbahnhof verlassen finden wir uns schon in einem Gewusel von Menschenmengen, Lebensmitteln, Essenständen und Second-Hand-Kleidung unter roten Zeltplanen wieder. Mit unseren Rucksäcken gehen wir die 500m, die durch so einen Markt viel länger erscheinen, zu unserem Hotel. Ich habe extra darauf geachtet, dass Fenster auf den Bildern zu sehen sind: und - wir bekommen ein Zimmer ohne Fenster. Das gibt es relativ oft in Mexiko. Ich bin froh, dass es nur für eine Nacht ist aber es zeigt mal wieder, dass auf die Bilder bei Booking kein Verlass ist. Immerhin bekommen wir am Abend wirklich gutes und günstiges Essen in dieser Stadt. Samu hat auch endlich wieder Appetit.





Nie wieder Busfahren

Am nächsten Tag nehmen wir dann die siebenstündige Busfahrt nach Oaxaca in Angriff. Adrian schläft unruhig und nicht länger als eine halbe Stunde. Zum Ende der Fahrt hat Adi echt keine Lust mehr auf Busfahren und schreit, egal was wir machen. Es ist wirklich die schlimmste Busfahrt für uns und wir verstehen nicht was los ist. Weder stillen, noch spielen oder kuscheln hilft. Zum Glück waren alle anderen Fahrgäste nett und keiner hat sich aufgeregt. Ein Paar hat sogar versucht mit Spielzeug zu helfen. Er tut mir wirklich leid und wir sind froh, dass es die letzte längere Busfahrt ist. Als wir endlich ankommen ist es schon dunkel aber wir sind erleichtert, dass der Check-in in unsere AirBnB-Wohnung so gut klappt und vor allem, dass wir nach unserer letzten schlechten Hotel-Erfahrung in Oaxaca diesmal eine so schöne Wohnung ergattern. Es ist ruhig, wir haben viel Licht, ein großes Bett und eine kleine Küche - und das für weniger Geld als das schlechte Hotel damals im gleichen Viertel (Wie gesagt, wir sind meist außerhalb des Zentrums, und dort sind die Wohngegenden nicht "geschleckt").





Erholung bitte!

Es ist nach 22Uhr und ich kann nicht mehr. Nach dem gefühlten 100sten Versuch schläft Adrian nicht ein und ich bin hundemüde. Die letzten Tage mit ihm waren anstrengend - das bin ich gar nicht gewohnt von ihm. Mir kullern sogar Tränen über die Wangen. Jede Nacht will er immer noch alle zwei Stunden gestillt werden - auch wenn er nicht viel trinkt, vielleicht will er einfach nur wissen, dass ich da bin. Er schläft normal sehr schnell wieder ein, ich büße allerdings so einige Stunden Schlaf jede Nacht ein. Dann kommt hinzu dass ich noch nie wirklich tagsüber schlafen konnte und wenn ich nicht ab ca. 21Uhr mit ihm zur Ruhe komme, fehlen mir wirklich einige Stunden Schlaf. Diese holen wir die Woche in Oaxaca gut nach und tanken viel Energie, da wir keine großen Tagesaktivitäten planen, wir haben die Stadt an sich ja schon mal besichtigt. Also lassen wir es uns gut gehen - naja versuchen es. Denn jetzt ist mir klar, warum Adrian auf dem Bus so aufgedreht war und die letzten Nächte so schlecht schläft und teilweise tagsüber schlecht drauf ist, was ganz ungewöhnlich für ihn ist: Sein erster Zahn kommt. Zwei Tage war das richtig anstrengend, danach konnten wir drei uns gut erholen. Vielleicht zu gut?!





Erdbeben verschlafen

Während Adrian und ich im Bett liegen und schlafen (vielleicht denke ich im Halbschlaf, dass sich die Matratze bewegt, weil Samu ins Bett kommt?), bewegt sich der Boden unter uns, Fenster und Türen knarzen. Samu überlegt kurz, ob er uns wecken soll, dass wir raus gehen, doch zum Glück ist das Erdbeben schon nach einigen Sekunden vorbei. Wow - und ich verschlafe sowas! Das Beben der Magnitüde von 6,0 war glücklicherweise ein paar Hundert Kilometer entfernt, denn ab der Stärke von 6 geraten Menschen in Panik und Schäden an Gebäuden sind möglich. Vor allem nach dem Schlimmen Erdbeben in der Türkei bekommt man schon Angst - und vor einigen Tagen waren wir ganz in der Nähe davon - Salina Cruz ist nämlich nur einige Kilometer von Juchitan, wo das Beben war, entfernt. Dass es in der Region Mexikos öfter zu Erdbeben, sogar mit Toten kommt, erfahre ich nur in meiner Recherche danach. Das lässt einen nochmal mehr Dankbarkeit für sein Glück, gesund aufstehen zu dürfen, empfinden.



Monte Alban

Letztes Mal haben wir uns geweigert, den Bus zum Wahrzeichen der Stadt zu nehmen, da die Tickets nur über Straßenverkäufer erhältlich waren. Ich finde ein anderes, seriöseres Busunternehmen mit ganz normalem Terminal, wo man die Tickets kaufen kann und wir beschließen dem Ganzen noch eine Chance zu geben. Also fahren wir mit besagtem Busunternehmen hoch auf den Berg mit der Ausgrabungsstätte, die sogar auf dem 20-Pesos-Schein abgebildet ist. Schon bei der Busfahrt schwitzen wir mächtig, die Strecke ist sehr kurvig und steil. Samu wirds wieder leicht übel, das hat er bis jetzt noch nie gehabt, wir sind überzeugt, dass es sich um Motorrad-Entzugserscheinungen handelt. Das Gelände ist nicht ganz so groß und die Ruinen stammen von den Zapoteken aus der präkolumbianischen Zeit.



Da der Ort im Gegensatz zu Palenque nicht im dicht bewachsenen Dschungel liegt, kann man die Stadt sehr schon von hier oben sehen. Aber das bedeutet auch wenig Schatten. Wir halten es nicht sehr lange aus und suchen den Ausgang und kalte Getränke. Beim Ausgang treffen wir eine junge Mutter mit einem Baby, dass ungefähr genau so alt, wie Adrian ist und die beiden wollen sich unbedingt kennenlernen. Ich glaube, dieser Teil hat ihm am besten gefallen.





Nach dem Kulturausflug gönnen wir unseren unterzuckerten Bäuchen Pizza und Burger. Am Straßenstand probiere ich dann eine Kokosnussnachspeise, die eine ähnliche Konsistenz wie Pudding hat. Mir schmeckt sie sehr gut, Samu ist sie allerdings zu glibbrig.




Wie wir beim Psychologen landen, obwohl wir nur zum Friseur wollten

Der Friseur ist gleich um die Ecke. Wir öffnen die Schiebetür. Im 5qm kleinen Salon spielt ein junger Typ auf dem durchgesessenen Sofa mit dem Handy. Auf Englisch weist er Samu an, sich auf den einzigen Stuhl im Laden vor den Spiegel zu setzen. Er ist enttäuscht, als wir sagen, dass wir nur ein bisschen Spanisch sprechen,

versucht aber trotzdem ein Gespräch mit uns anzufangen. Er ist mit seiner Familie aus Mexiko Stadt hergezogen und studiert Psychologie. Als er merkt, dass wir doch ganz gut verstehen, nimmt das Gespräch eine andere Richtung. Vom anfänglichen "Wo wart ihr?" und "Wo hat es euch gefallen?" spricht er Themen, wie Krieg in der Ukraine oder Treue in Beziehungen an. Er erzählt, dass die Mexikaner es damit nämlich nicht sehr genau nehmen. Er konnte es kaum glauben, dass wir seit fünfzehn Jahren unverheiratet zusammen sind. Warum das mit der Treue in Deutschland (meines Empfinden nach) anders sei, will er wissen. Puh, auf solche Gesprächsthemen auf Spanisch beim Friseur waren wir nicht vorbereitet. Uns verwundert, dass er Psychologie studiert aber kaum ein Wort Englisch kann.


Flug nach Cancun

Am 6. März war es so weit. Unser erster Inlandsflug überhaupt. Wir sind gespannt. Die Nacht vorher war nicht so gut und ich bin etwas übermüdet. Das Taxi bringt uns für ca. 10€ zum 14km entfernten Flughafen, bei der Sicherheitskontrolle müssen wir die gekaufte Gabel und das Messer entsorgen. Sonst klappt alles reibungslos und in der Wartehalle schlafe ich fast ein. Für diese kurze Strecke haben wir normale Plätze genommen. Beim Abflug, bis wir über den Wolken sind, gibt es heftige Turbulenzen, so wie ich sie noch nie erlebt habe, aber zum Glück noch nicht so schlimm dass sich Panik ausbreiten würde. Puh, als wir oben sind wacht Adrian auf - vielleicht zu wenig Geschunkel? Jedenfalls braucht er den ganzen Flug über Beschäftigung und ich nutze die leeren Premiumsitze mit mehr Platz, damit er auf dem Boden und auf den Sitzen ein bisschen spielen kann - niemand hat etwas dagegen. Nur am Ende des Fluges bittet mich die Flugbegleiterin zurück auf meinen Platz zu gehen. Vom Flughafen in Cancun empfiehlt es sich, mit dem Bus in die Stadt zu fahren, da die Taxipreise mit über 60 Dollar die reinste Abzocke sind. Das ADO-Terminal ist etwas versteckt, beim "Familien-Ausgang". Wenn man den "Travel"-Ausgang benutzt, kommt man bei den überteuerten Taxis raus.

In Cancun verbringen wir nur einen Tag Pause, essen gut bei unserem Lieblingsstand und ruhen uns aus. Denn schon wieder steht eine Busfahrt - diesmal nach Tulum an. Darüber geht es dann im nächsten Beitrag.





Was wir diese Woche gelernt haben:

  • Bäume werden in der Stadt nicht gefällt - auch nicht für Gehwege. Sie sind zu wertvoll



  • Späte Erkenntnis: In den Thermoboxen, die es in jedem kleinen Laden gibt, sind warme Tortillas.

  • Ich begleite Samu nicht mehr zum Friseur

  • Wir reisen in einer Erdbebenregion

  • Das ist uns schon das erste Mal in Cancun (und allen anderen Orten) aufgefallen: Man schützt sich mit brutalen Mitteln, wie Scherben auf den Mauerkanten vor Einbrechern





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